Die Wurzeln des Kodokan-Judo liegen im traditionellen Ju-Jitsu. Dies wird als traditionelle Kampfsportart des alten Japan betrachtet. Auf Basis des Ju-Jitsu entwickelte, verfeinerte und systematesierte Jigoro Kano die Techniken. Durch Einbeziehung eines ethischen Prinzipg entstand das Kodokan-Judo.
Bevor wir jedoch zur genauen Entwicklung des Kodokan-Judo kommen müssen wir uns den Ursprung des Ju-Jitsu ansehen. Über die Entstehung des Ju-Jitsu gibt es 3 Theorien:
Eine Bodenständige Entwicklung als Kriegskunst
Diese Theorie stützt sich auf die Chronik Japans, der „NIHON-SHOKI“. Diese Chronik ist ein Dokument, welches auf kaiserlichem Befehl im Jahr 720 n. Chr. verfasst wurden, sie Berichtet über ein Turnier namens „CHIKARA-KURABE“. Hierbei handelt es sich um „Kämpfe der Starken“ oder „Wettkampf der Kräfte“. Da dieses Turnier im 7. Jahr der Regierung des Kaisers SUININ stattfand, bedeutet das, dass der Austragungszeitpunkt das Jahr 23 v. Chr. gewesen sein muss.
Leider kann nicht festgestellt werden ob bei diesem Turnier der Grundstein für das Ju-Jitsu oder das Sumo (japanisches Ringen) gelegt wurde. Mit Sicherheit kann jedoch gestgestellt werden, dass hier ein authentisches Dokument vorliet, welches ein Zeugnis über ein waffenloses Kampfsystem ist. Der Entwicklungsstand dürfte noch nicht sehr ausgeprägt gewesen sein.
Der Chinese CHEN YUAN PING
Diese Theorie ergeignete sich nach dem „KOKUSHOJI-Dokument“ um 1627. Anderen Überlieferungen zufolge soll dies etwa 1644 bis 1647 geschehen sein. Der Chinese CHEN YUAN PING lebte in ASAKUSA einen Stadteil von TOKYO und erzählte 3 RONIN (herrenlose Samurai) von einer in China angewandten Kampfkunst. Diese erlaubte es ohne Waffen an dere Persond, ob diese bewaffnet oder unbewaffnet waren, zu überwältigen. Die Techniken beschrieb CHEN YUAN PING so aufrührlich und genau, dass die 3 RONIN (FUKUEO, ISOME und MINRA) begannen diese Kampfkunst auszuüben und zu verbreiten. Sie nannten dieses waffenlose Kampfsystem JU-JITSU. Lange Zeit gab es keine Zweifel an der Richtigkeit dieser Theorie, da die Bestimmtheit der Daten offensichtlich war.
Die Legende über den Arzt AKIYAMA SHIROBEI YOSHITOKI
Bei dieser Theorie handelt es sich um eine Legende. Diese Legende besagt, dass der Arzt AKIYAMA SHIROBEI YOSHITOKI lange Zeit in China studiert und Meister der Selbstverteidigungskunst gewesen ist. Durch aufmerksame Beobachtungen der Natur konnte er das Prinzip des Siegen durch Nachgeben erkennen. Im Winter beobachtete er wie nach einem starken Schneefall die Äste seines Kirschbaumes unter der Last des Schnees brache. Anders als bei seiner Weide, die sich so lange bog, bis der Schnee von den Ästen rutschte. Er gab, das Verhalten der Weidenzweige nachahmend, seiner Fertigkeit den Namen JU-JITSU, die auf dem Nachgeben basierende Kunst.
Ob nun Ju-Jitsu in Japan entstanden ist, kann mit Sicherheit heute niemand sagen. Der Ursprung verliert sich in der Vergangen heit. Was jedoch mit Sicherheit gsagt werden kann ist, dass die Japaner, wenn sie etwas von anderen Kulturen übernehmen, dies gerne Verschleiern und nach einer Anpassungsfahse als Eigenwerk präsentieren. Bei der geschichtlichen Verfolgung der Ju-Jitsu-Geschichte führen die Spuren bis nach China und sogar nach Indien.
Entsprechend antiker Texte, welche nur als handgeschriebene Duplikate vorliegen, kann man nachvollziehen, dass Ju-Jitsu in der zweiten Hälfte des 16 Jahunderts systematisch Form annahm. Zwischen 17. und 19. Jahundert wurden daher zahlreiche Ju-Jitsu-Schule gegründet. Leider waren Mitte des 19. Jahunderts nur mehr ca. 20 davon tätig.
Die Lehreall dieser Schulen lautete, wie man auch in den Texten der Schulen übereinstimmend feststellen kann, „das Weiche gewinnt über das Steife“. Das Prinzip des „Siegens durch Nachgeben“ beinhaltet Auszüge der chinesischen Philosophie.
Nun stellt sich die Frage werd wandte Ju-Jitsu eigentlich an? Vor dem Aufkommen der Feuerwaffen wurden im Krieg Pfeil und Bogen für den Kampf auf Distanz verwendet. Im Nahkampf wurden Schwerter und der Speer (NAGINATA, YARI) benutzt. Es kam aber auch gelegentlich vor, dass man gezwungen war, mit bloßen Händen zu kämpfen.
Diese als KUMI-UCHI bezeichnete und als höhere Technik angesehene Kampfweise förderte sehr die Entwicklung des Ju-Jitsu. Jahrhunderte lang gebrauchten die japanischen Krieger zwei Schwerter, nämlich ein kurzes (WAKIZASHI) und ein langes (KATANA oder NIHONTO).
Durch die Gefährlichkeit dieser Waffen, waren die Behörden gezwungen, das Tragen der Waffen zu beschränken. Im 4. Regierungsjahr des Kaisers MEIJI wurde Verbot erlassen, das Tragens von Schwertern nicht erlaubte. Aber schon vorher, besonders in der TOKUGAWA-Periode (1600-1868) war das Tragen des langen Schwertes (KATANA) vor hohen Persönlichkeiten verboten, am Hof des SHÔGUN war es sogar tabu. Lediglich Wachmänner, niedrige Beamte und Gefangenenwärter durften das Kurzschwert (WAKIZASHI) tragen.
Dieser Personenkreis entwickelte daher seine eigene Kunst ohne Waffen angreifen oder sich verteidigen zu können. Besonders die Gefängniswärter wandten diese Kunst der Selbstverteidigung an, um Häftlinge kontrollieren zu können, ohne sie verletzen oder töten zu müssen.
In der Feudalzeit, in den Jahrhunderten vor der MEIJI-Periode (1868-1912), wurde streng auf die Klassenunterschiede zwischen den Kriegern und den gemeinen Bürgern geachtet. Da es den Bürgern im verboten war Waffen zu tragen, sie sich aber vor Übergriffen randalierender Krieger schützen mussten, entwickelten sie daher für ihre Selbstverteidigung eine Kampfkunst, die es ihnen erlaubte ohne Waffen zu kämpfen.
Judo übernimmt die Idee aus der chinesischen Philosophie sowie des Ju-Jitus „das Weiche gewinnt über das Steife“ oder „Siegen durch Nachgeben“. Diese Ideen geben sich auch in der Übersetzung des Wortes JUDO wieder. JU bedeutet wörtlich übersetzt sanft bzw. nach- oder weggebend.
Früher wurde „JU“ wie folgt umschrieben:
Angenommen, man verfügte über mehr Kraft als ein Gegner, so wäre es möglich ihn zurückzustoßen oder zurückzuziehen. Aber selbst bei einem Kräfteüberhang wäre es doch besser, dem Gegner nachzugeben. Damit wäre es möglich, die eigene Kraft mit dem größten Nutzen einzusetzen und dabei die gesamte Kraft des Gegners zu binden.
Jigoro Kano gebrauchte folgendes Gleichnis für die Erklärung des Begriffes „JU“: „Nehmen wir an, die Kraft eines Menschen, der uns gegenüber steht, betrage 10 Einheiten, während die eigene dagegen nur 7 Einheiten beträgt. Wenn mich nun der Gegner zieht oder schiebt, ist es klar dass er mich zurückzieht oder niederdrückt, selbst wenn ich alle meine Kräfte gegen ihn einsetze. Bei der Gegenüberstellung Kraft gegen Kraft muss ich unterliegen. Wenn ich aber anstatt direkt Widerstand zu leisten der Bewegung des Gegners so weit folge, wie diese Angriffsbewegung reicht, dabei mein Gleichgewicht erhalte, so findet die Kraft des Gegners keinen Widerstand und er verliert das Gleichgewicht.“
Das bedeutet, wenn die Kraft des Angreifers keinen Widerstand vorfindet erfolgt eine Gleichgewichtsschwächung. Da aber der volle Einsatz der physischen Kraft nur bei vorhandenem Gleichgewicht möglich ist, verhindert der Gleichgewichtsverlust effektiv nutzbaren Stärke. Die Kraft des Angreifers wird also vermindert, sodass der Verteidiger, sein volles Kraftpotential verfügt, diesem nun überlegen ist und nicht einmal seiner vollen Kraft zur Überwindung des Angriffes bedarf.
Der Erfinder Jigoro Kano wurde 28.10.1860 in der Hafenstadt MIKAGE bei Kobe in der Provinz HYOGO, als letzter von drei Söhnen geboren.
Da er immerwieder zum Opfer seiner Artgenossen wurde, beschloss Kano im Alter von ca. 17 Jahren mit Jiu-Jitsu zu beginnen. Durch einen häufigen Lehrerwechsel in Jiu-Jitsu konnt Kano viel Erfahrung sammeln. So kam er anschließend auf die Idee seine eigene Form de Jiu-Jitsu zu entwickeln.
Nach Beendigung seiner Universitätsstudien betätigte sich Jigoro KANO als Erzieher. Er erhielt die Stelle eines Lektors an der Schule für Adelige für die Fächer Politik und Wirtschaft. Bereits kurze Zeit nach seiner Anstellung begann er mit der Realisierung seines wahren Lebenszieles, der Gründung einer eigenen Sportanstalt.
Im Mai des Jahres 1882 gründete er im Stadtteil SHITAYAA im Bezirk TAITO-KU von TOKYO im Tempel EISHO sein erstes DOJO. KANO begann bereits im Februar den größten der vier Räume des Tempels für seine Zwecke umzugestalten und mit 12 Matten auszulegen. An die Eingangstüre schrieb er drei kleine noch unbedeutende Zeichen, nämlich: KO-DO-KANN (KO = Vorlesung, Studion; DO = Weg, Grundsatz, philosophisches Prinzip; KANN = Halle, Schule; man kann daher „KODOKAN“ mit „Die Halle (Schule) für das Studium des Weges“ übersetzen).
Prof. Jigoro Kanostarb am 04.05.1938 auf der Heimreise von Ägypten nach Japan an einer Lungenentzündung an Bord des Schiffes „HIKAWA-MARU“. Kano hatte in Kairo an einer Sitzung des IOC teilgenommen, in der beschlossen wurde, die 12.Olympischen Spiele an TOKYO zu vergeben.
Während seiner Europareise besuchte Prof. Jigoro Kano mit seinen beiden Assistenten Sumiyuki KOTANI und Masami TAKASAKI 1933 auch Wien und stellte in der Sportschule von Otto KLIMEK, im „1. Österreichischen JIU-JITSU-Klub“, im 2. Wiener Gemeindebezirk auf der Taborstraße 1, erstmals JUDO in höchster Vollendung vor. An dieser Demonstration, welche auf dem Dach des DOJO unter freiem Himmel stattfand, nahm auch unser Nestor Herr Edmund GABRIEL teil. Prof. Kano demonstrierte auch bei der Wiener Polizei in der Marokkaner-Kaserne seine Methode der Körpererziehung. Wie auch im übrigen Europa begann nun in Österreich eine Umstellung auf das moderne Judo. So verlor das Ju-Jitsu seine Bedeutung als Kampfsport und wurde fast ausschließlich nur mehr als waffenlose Selbstverteidigung betrieben. Prof KANO besuchte 1934 abermals Wien und setzte hierbei weitere Impulse für die Entwicklung in Österreich.
Seit dem entwickel sich Judo immer weiter und wurde ein Sport für alle. Ob Kampfkunst, Kampfsport oder zur körperichen Ertüchtigung.